Kamasi Washington – The Epic (Jazz für das neue Jahrtausend)

In diesem Blog Beitrag entfernen wir uns ein wenig vom klassischen Soul und begegnen dem Jazz. Kamasi Washington ist für mich der neue Stern am Jazzhimmel, da er sein Instrument im Kontext von Chor und Orchester spielt und das auf eine Weise, die wirklich Soul hat. Die Chöre erinnern manchmal ein wenig an Christian Vander´s Magma und dann an Sun Ra´s Arkestra. Wo Sun Ra sich aber in spacigen freien und oft atonalen Kollektivimprovisationen verlor, da setzt Kamasi auf die Verbindung von Improvisation und Melodie mit einer Reihe von auskomponierten Elementen. In der Rythmussektion meint man manchmal den Miles Davis der Dark Magus oder Agharta Phase raus zu hören aber definitiv nicht als Plagiat sondern als repektvolles Zitat.

Pharoah Sanders kommt einem ebenfalls in den Sinn, wenn man Kamasi Washington zuhört aber bei dem ganzen Eklektizismus wartet er mit einer starken Eigenständigkeit auf. Wenn man sich einläßt auf diese Musik blitzt hier und da der Genius von Werken wie „A Love Supreme“ von John Coltrane auf. Zugegeben, ganz auf er Höhe bewegt er sich noch nicht aber das neue Werk „The Epic“ ist für mich auf alle Fälle ein Album, was in die Hall Of Fame der Jazzaufnahmen gehört.

Das Album besteht auf Vinyl aus 3 LPs. Auf diese Weise kann man sich das Werk wohl am beten erschließen. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann ggf. die Länge. Anstatt 17 hätten es auch 12 Stücke getan. Wie so oft hätte die Reduktion das Werk noch mehr gestärkt und daraus ein Jahrhundertwerk ohne Wiederholungen und Längen gemacht, so ist es nicht weniger brilliant aber vielleicht ein paar Minuten zu lang.

Ich weiß nicht, wie dieser Mann arrangiert und seine Visionen auf die Mitmusiker überträgt. Es hört sich aber so an, als wenn alle Beteiligten den Spirit aufsaugen und zu einem homogenen Amalgam entwickeln. Kamasi Washington schafft einen Klangkosmos, der einen wirklich beeindruckt und der auch von der Qualität seiner Mitmusiker lebt. Die musikalische Umsetzung ist nach meiner Ansicht perfekt.

Das Album strahlt in manchen Momenten Erhabenheit aus aber nur um dann wieder spielerisch zu werden und man wird mit dem Spaß und die Freude von Nu Jazz oder Soul Jazz Werken konfrontiert. Da wird es wie in „Cherokee“ schon mal funky und loungig.

Ein Feuerwerk von Melodien und Improvisationen, die einem in ihrer Emotionalität den Atem rauben. Einfach großartig. Am 6. November spielt er im Grünspan in Hamburg.

kamasi-washington

Author: Kai